Fünf Monate zu Fuß durch das Hinterland von Neuseeland. Etappen, welche bis zu 2 Wochen durch das Nirgends führen. Keine Zivilisation, kein Handynetz. Nur du, dein Equipment und unberührte Natur. Genau das bietet der 3040km lange Te Araroa Trail in Neuseeland.

Was nach Abenteuer und viel Spaß klingt sollte wohl überlegt und gut geplant sein. Bis zu 20 Flussdurchquerungen an manchen Tagen (manchmal sind wir komplette Tage lang durch Flussbetten gelaufen) und steile alpine Sektionen gehören dabei zum Alltag. Damit du den Fernwanderweg genießen kannst, geben wir dir ein paar Tipps zum Thema Sicherheit auf dem Te Araroa Trail.

Unfallstatistik Arthur´s Pass

Anhand dieser Unfallstatistik vom Arthur’s Pass lässt sich schnell erkennen, dass Sicherheit auf dem Te Araroa ein echt großes Thema ist, mit welchem du dich definitiv auseinandersetzen solltest.
Natürlich könnte man jetzt sagen, dass selbst wenn etwas passiert ja schnell ein Notruf abgesetzt werden könnte und dann wird man in spätestens 30 Minuten gerettet. Dem ist leider nicht so.

Hier ein paar Faktoren, welche du im Falle einer Verletzung berücksichtigen solltest:

  • schlecht bis gar nicht ausgebautes Handynetz und somit kein Empfang im Backcountry
  • keine vorgeschriebene Hilfsfrist für Rettungskräfte, Rettung kann also einige Zeit dauern
  • aufgrund von schlechtem Wetter keine Möglichkeit einer Rettungsaktionen
  • großteils ehrenamtliche Helfer mit geringen medizinischen Fachkenntnissen
  • nächstgelegene Klinik mit ausreichend Ressourcen liegt meist mehrere Stunden entfernt

So der Teufel wurde jetzt ausführlich genug an die Wand gemalt. Kommen wir jetzt mal zu (hoffentlich) wertvollen Tipps zum Thema „Sicherheit auf einem Fernwanderweg„.

Welche Gefahren lauern im Backcountry von Neuseeland und was gibt es zu beachten?

Flussdurchquerungen

Sicherheit Te Araroa Flussdurchquerung
Zwischen Twizel und Wanaka sind wir einen kompletten Tag im Flussbett gewandert.

Was gibt es bei Flussdurchquerungen zu beachten ?

Bevor du einen Fluss durchquerst gibt es einiges zu beachten. Du solltest dir vorher folgende Fragen stellen:

Ist es wirklich notwendig den Fluss zu durchqueren oder gibt es andere Möglichkeiten?

Ist es sicher den Fluss zu durchqueren?

  • Wasser fließt nicht schneller als Schrittgeschwindigkeit
  • der Fluss ist flach genug zum durchqueren (Wasser sollte maximals bis zum Oberschenkel reichen)
  • das Wasser sollte klar sein, damit du stets Hindernisse sehen kannst und die Tiefe einschätzen kannst

Sollte alles passen, dann kannst du dir überlegen den Fluss zu durchqueren.

Wo sollte ich den Fluss am besten NICHT durchqueren?

  • in der Nähe von steilen Hängen
  • in der Nähe von überhängenden Bäumen und Büschen

Wo sollte ich den Fluss am besten durchqueren?

Du solltest den Fluss an einer möglichst breiten Stelle durchqueren, denn hier ist die Strömung meist langsamer und der Wasserstand niedriger.

Wie sollte ich am besten einen Fluss durchqueren?

Das Wichtigste kommt direkt zu Beginn meiner Tipps:
Versuche es zu vermeiden bei einer Flussdurchquerung alleine zu sein! Und nicht vergessen, lasst eure Schuhe definitiv an! Ohne ist es zu rutschig, zu instabil und damit einfach zu gefährlich!

  1. Jeder der Gruppe sollte den Brustgurt seines Rucksacks geöffnet haben!
  2. Stellt euch der Stärke nach auf: der Stärkste steht Flussaufwärts, die Person mit der meisten Erfahrung reiht sich genau nach ihm ein!
  3. Hakt euch ein! Schiebt eure Arme zwischen Rücken und Rucksack des Nachbarn und haltet am unteren Teil des Schultergurts fest
  4. Vorher Ausmachen, wo ihr in den Fuss geht und wo ihr ihn wieder verlasst!
  5. Immer als Einheit arbeiten und niemals die Formation brechen!
  6. Immer parallel zur Strömung laufen!
  7. Kommunikation: Sprecht euch genau ab und redet lieber zu viel als zu wenig!

Hier könnt ihr euch ein sehr lehrreiches Video zum Thema Flussdurchquerungen in Neuseeland anschauen.

Was soll ich machen wenn ich einen Fluss alleine durchqueren muss?

Stell dir zuerst wieder die Frage, ob es wirklich sein muss oder ob du noch ein paar Stunden warten kannst, um eventuell mit anderen Wanderern den Fluss zu durchqueren. Solltest du es jedoch trotzdem wollen/müssen, dann haben wir hier ein paar Tipps für dich.

  • überprüfe den Fluss und stelle sicher, dass es eine geeignete Stellen zum durchqueren gibt
  • nutze Wanderstöcke
  • immer 3 Kontaktpunkte mit dem Flussbett halten (Zwei Wanderstöcke und ein Fuß sind immer auf dem Boden)
  • PLB in Reichweite haben (wenn du nicht weißt was das ist, dann solltest du den Artikel definitiv zu Ende lesen)

Hypothermie

Eine weitere große Gefahr ist die sogenannte Hypothermie (Unterkühlung).
Das ist eine Sache die sich vermeiden lassen kann, aber leider dennoch sehr häufig auftritt.

Was kann ich tun um eine Unterkühlung zu vermeiden?

Eigentlich eine blöde Frage, oder? Leider kommt die Unterkühlung so häufig vor, dass die Frage anscheinend ausführlich geklärt werden sollte. Gerade die neuseeländischen Alpen sind für ihre sehr schnellen und extremen Wetterumschwünge bekannt. Miri und ich haben es selbst erlebt. Wir hatten einen Temperaturabfall von 25 Grad innerhalb von drei Stunden. Zum Glück hatten wir  genug warme Klamotten dabei und somit war die Situation für uns kein Problem. Doch leider wird die Gefahr einer extremen Wetteränderung oftmals unterschätzt und leider auch manchmal ignoriert.

Was also tun?

  • Wetter checken (wenn möglich)
  • immer warme Kleidung dabei haben (selbst bei Sonnenschein)
  • trockene Wechselkleidung dabei haben
  • keine Selbstüberschätzung bei Schlechtwetterlagen, dann lieber eine Nacht länger in der Hütte bleiben
  • Rettungsdecke & energiereiche Nahrung dabei haben, denn mit Hunger unterkühlt man schneller
  • Zwiebelprinzip (lieber zu viele dünne Schichten, als zu wenig dicke)

Stürze während deiner Wanderung

Natürlich kann es auf einem 3040km langem Wanderweg immer wieder zu Stürzen kommen. Meistens geht das Ganze glimpflich aus, aber Verletzungen können dennoch vorkommen.

Wie kann ich das Sturzrisiko minimieren?

  • durch optimale Vorbereitung (Kräftigung der Muskulatur, Dehnung der Sehnen und Bänder)
  • Verwendung von Wanderstöcken (sie schonen deine Gelenke und helfen dir die Balance zu halten)
  • keine Selbstūberschätzung (bei sehr schlechtem Wetter sollte man keine alpine Wege bezwingen)
  • Gewichtoptimierung deines Rucksacks (je schwerer dein Rucksack ist, desto schneller kann dies zu einer Verletzung führen)
  • die optimale Wahl deines Schuhwerks (ein leidiges Thema, doch entscheide weise 🙂 )

So jetzt hast du hoffentlich erstmal genug Tipps, wie du am besten einen Unfall vermeidest.

Was du definitiv zu deiner Sicherheit auf dem Te Araroa dabei haben solltest!

Personal Locator Beacon (tragbarer Notfallsender)

Sicherheit auf dem Te Araroa PLB
Unser PLB kam glücklicherweise nicht zum Einsatz

Ein PLB sollte im Backcountry absolute Pflicht sein. Es muss dir nichts schlimmes passieren, aber selbst mit einem gebrochenen Knöchel bist du im Backcountry von Neuseeland ziemlich aufgeschmissen. Wenn du einen PLB dabei hast, dann kannst du einfach auf den Knopf drücken und ein Alarmsignal senden. Das Ganze funktioniert per Satellit und ist somit perfekt für Neuseeland. Natürlich ist es kein günstiges Unterfangen. Wir haben für unseren PLB 500 neuseeländische Dollar bezahlt. Dafür haben wir jedoch auch 5 Jahre Garantie und kostenlosen Service. Miri und ich können den PLB überall auf der Welt verwenden. Dazu musst du dich lediglich im Internet für das jeweilige Land registrieren, damit die Rettungskette schneller ablaufen kann. Wenn du einen PLB aber nur einmal in deinem Leben benötigst, dann besteht auch die Möglichkeit einen zu mieten. Dafür gehst du einfach zum nächstgelegenen Büro des Department of Conservation. Die Mietkosten betragen hierbei ca. 20-40 neuseeländische Dollar pro Woche.

Hier findet ihr unseren PLB von ResQlink: ResQlink ACR PLB*

Kartenmaterial und GPS – Gerät

Sicherheit auf dem Te Araroa GPS Gerät

Unserer Meinung nach solltest du stets Kartenmaterial dabei haben, um im Notfall einen Blick darauf werfen zu können (Tipp zur Gewichtsersparnis: kein Mensch braucht Karten auf Papier, lade sie auf deine elektronischen Geräte). Weiterhin waren wir sehr froh unser GPS Gerät, das Garmin Etrex 30, dabei gehabt zu haben. Natürlich könnte man auch mit einem Kompass navigieren, jedoch ist es im Wald ohne Orientierungspunkte echt schwierig. Ein Handy mit GPS Funktion stellt nicht immer eine gute Alternative dar, da das GPS eines Handys nicht so stark ist wie das eines echten GPS – Gerätes.

Hier findet ihr unser GPS Gerät: Garmin Etrex 30

Notfallapotheke

Sicherheit auf dem Te Araroa Notfallapotheke
Unsere Notfallapotheke auf dem Te Araroa Trail

Selbstverständlich solltest du eine ausreichend ausgestattete Notfallapotheke mit Verbandmaterial, Rettungsdecke und Medikamenten dabei haben. Es sollte Medikamente zur Schmerzbekämpfung und Magen-Darm Erkrankungen beinhalten. Zusätzlich kannst du deine Notfallapotheke natürlich beliebig ergänzen (Medikamente zur Allergiekämpfung, Desfinfektionsspray etc.).

Notrationen

Für die nächste Sektion sind 10 Tage eingeplant? Gut, dann nimm dir gleich Essen für 12 Tage mit. Es wird oft vorkommen, dass du Flüsse nicht durchqueren kannst, oder das Wetter es schlicht und einfach nicht zulässt weiterzuwandern. Außerdem kannst du im Falle einer Verletzung länger im Backcountry aushalten.

Miri und ich hoffen, dass wir euch jetzt nicht abschreckt haben und ihr dennoch an dem Plan festhaltet den Te Araroa zu wandern. Es war bisher das schönste Erlebnis in unserem Leben!
Solltet ihr noch Fragen bezüglich der Planung haben, dann schreibt es in die Kommentare.

Hier kommt ihr zu unserer Packliste für den Te Araroa : Te Araroa Packliste

Hier geht es zu unseren Te Araroa Diaries: Te Araroa Diaries Teil 1

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4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Hey,
    wie habt ihr euch denn auf dem Trail vorbereitet? Seid ihr vorher schon öfter auf langen Trekking Touren gewesen?
    Wir haben uns ein bisschen mit dem TA beschäftigt, waren aber bisher noch nie länger als drei Tage mit Rucksack und Zelt unterwegs…und Grade die Südinsel, die wir gerne machen würden, fängt ja mit dem Richmond Alpine Track auch schon ganz knackig an…
    Habt ihr in den Monaten vorher irgendwie ‚trainiert‘?

    Antworten
    • Explore360Degrees
      30. Juni 2018 22:12

      Hey!

      Danke erstmal für euren Kommentar!

      Ja die zweite und dritte Woche auf der Südinsel ist ganz knackig, aber echt machbar. Wir sind zwar nie wirklich unsportlich gewesen, jedoch haben wir uns nie gezielt auf die Wanderung vorbereitet. Wir haben einige getroffen, welche die Richmond Ranges extrem hart fanden. Miri und ich dagegen fanden sie echt nicht so schlimm. Wir haben uns aber auch Zeit gelassen und sind auf diesem Abschnitt nur 4-5 Stunden pro Tag gelaufen (also lediglich von Hütte zu Hütte). Klar, hätten wir den Anspruch gehabt täglich 9 Stunden zu wandern, dann wäre es extrem hart geworden, so war es jedoch echt angenehm.

      Also macht euch da nicht zu sehr verrückt. Natürlich ist Vorbereitung nie schlecht, aber mit einem Grundfitnesslevel ist die Wanderung gut zu bewältigen. Das meiste macht eh die mentale Stärke aus!

      Ganze liebe Grüße

      Micha

      Antworten
  • Norbert Wodars
    3. September 2019 20:35

    Hallo,
    kann leider aus Zeitgründen (3 Monate) nur die Südinsel machen. Beabsichtigter Start wäre Dez. 2019.
    Ist das für die Südinsel noch zu früh. Oder ist es besser ab Dez. vom Süden der Südinsel als Northbounder zu starten?
    Gruß Norbert

    Antworten
    • Explore360Degrees
      18. September 2019 14:31

      Hey Norbert! Nein, der Dezember ist super als Startzeit. Auch wir sind im Dezember gestartet, wir denken das ist der optimale Zeitpunkt, da es im Februar im Süden der Südinsel auch nachts schon wieder kälter wird. Wir hoffen, das hat dir geholfen! 🙂

      Antworten

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