Oft haben wir andere Camper darüber schwärmen gehört, wie sinnvoll und effektiv es ist, eine Luftfederung im Wohnmobil nachzurüsten. Aber was genau ist eigentlich mit Luftfederung gemeint? Wie funktioniert der Einbau und was genau bringt das Ganze denn eigentlich? Ob es sich auch für dich lohnt, eine Luftfederung in deinem Wohnmobil nachzurüsten, was für Werkzeuge beim Selbsteinbau benötigt werden und mit welchen Kosten du rechnen musst – all das klären wir in diesem Artikel. Denn soviel sei jetzt schon verraten: Wir haben nach langen Überlegungen auch in eine zusätzliche Luftfederung der Hinterachse investiert und haben es nicht bereut!

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Warum macht eine Luftfederung bei den meisten Wohnmobilen Sinn?

Die meisten größeren Camperbasisfahrzeuge und Kastenwagenmodelle haben standardmäßig auf der Hinterachse lediglich eine doppelte Blattfeder verbaut. Ältere Fahrzeuge, so wie in unserem Fall, oft sogar nur eine einfache. Fakt ist aber, dass die Blattfederung für Wohnmobile und Campervans, die aufgrund ihrer Beladung oft an der zulässigen Gesamtbelastungsgrenze „kratzen“, eigentlich nicht ausreichend ist. Das liegt daran, dass schwere Einrichtungsgegenstände wie Wassertank, Gasschrank usw. oft hinten im Fahrzeug verbaut werden.

In unserem Fall waren die Anschlagpuffer selbst im Stand und bei leerem Wassertank durch die Last schon zusammengepresst. Bei jeder Bodenwelle kam es so unvermeidbar zu starken Erschütterungen im Innenraum und einer eigentlich vermeidbaren Belastung anderer Fahrwerksteile und der Karosse. Obwohl wir eine Überladung natürlich tunlichst vermieden haben, sah unser Fahrzeug dennoch immer überladen aus! Ein für uns auf Dauer inakzeptabler Zustand, weswegen wir uns nach intensiver Auseinandersetzung mit verschiedenen Lösungen für den Einbau einer zusätzlichen Luftfederung entschieden haben. Wieso genau und welche Alternativen es gegeben hätte, erklären wir dir in den nächsten Abschnitten.

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Alternativen • Luftfederung Wohnmobil nachrüsten

Eine Lösung zur Entlastung der Blattfedern ist das Nachrüsten der zusätzlichen Luftfederung. Die Kosten haben sich hier auf knapp 750 €, plus  Werkstattkosten, belaufen. Natürlich gibt es aber auch andere und vor allem kostengünstigere Methoden, welche wir hier kurz vorstellen möchten:

  • Einbau von zusätzlichen Blattfedern: Ist dein Fahrzeug noch nicht zu alt und die Feder noch nicht allzu „ermüdet“, kann man eine Zusatzblattfeder einbauen. Kostenpunkt hier ab 300 €, plus Werkstattkosten.
  • Einbau von verstärkten Blattfedern: Sollten deine Blattfedern bereits besonders alt oder ermüdet sein, kannst du über den Einbau einer verstärkten Blattfeder nachdenken. Kostenpunkt hier ab 500 €, plus Werkstattkosten.
  • Einbau von Zusatzfedern: Zusatzfedern entlasten die vorhandene Blattfederung und werden anstelle der Anschlagpuffer an der Hinterachse montiert. Kostenpunkt hier: ab 300 €, plus Werkstattkosten.

Welche Arten von zusätzlicher Luftfederung gibt es?

Luftfederung ist nicht gleich Luftfederung. Es besteht die Möglichkeit, die Luftfederung mit oder ohne Kompressor einzubauen. Entscheidest du dich für die Variante ohne Kompressor, sparst du ca. 200 € Kosten, musst aber auch auf die individuelle Nivelliermöglichkeit verzichten.

Wir haben uns für die Variante mit Kompressor entschieden und sind seitdem 20.000 km gefahren. Bisher sind wir mehr als zufrieden!

Vorteile einer Luftfederung für das Wohnmobil

Jetzt fragst du dich vielleicht, weshalb wir uns für die teuerste Methode entschieden haben. Das Nachrüsten der Luftfederung am Wohnmobil hat tatsächlich mehrere Vorteile. Auch hier allen voran natürlich die Entlastung der vorhandenen Blattfedern. Die Luftfederung wird ebenfalls anstelle der Anschlagpuffer eingebaut, hierzu aber später im Abschnitt Entfernen der Anschlagpuffer mehr.

Fahrkomfort

Die eingesetzten Luftbälge der Federung dämpfen Schläge von der Straße einfach viel effektiver ab, wodurch sich der Fahrkomfort erheblich verbessert. Seit wir die Luftfederung verbaut haben, haben wir den subjektiven Eindruck, dass die Ladung in den Schränken auch weniger klappert.

Fahrstabilität

Bevor wir dieses Upgrade an unserem Kastenwagen durchgeführt haben, hatten wir aufgrund der mangelhaften Blattfederwirkung den Eindruck, dass das Fahrzeug bei starken Unebenheiten oder Bodenwellen hüpft und Schläge ungefedert an die Karosserie weitergegeben werden. Auch die etwas schwammige Fahrweise des großen Kastenwagens hat sich deutlich verbessert. Die Seitenwindempfindlichkeit wurde gesenkt. Alles in allem ist die Fahrstabilität also deutlich besser als vorher.

Auflastungsmöglichkeit 

Für uns ist es zwar kein Thema, aber theoretisch ist nun eine Auflastung auf 4,25t möglich. Denkst du über eine Auflastung nach, solltest du beachten, dass in der Regel eine andere Bereifung notwendig ist!

Nivelliermöglichkeit 

Zu guter Letzt und auf unserer letzten Reise der absolute Gamechanger: die Nivelliermöglichkeit über das Aufpumpen oder Ablassen der einzelnen Luftbälge. Hierdurch können wir nicht nur leichte Schrägen ohne Keile ausgleichen (bis zu + 10 cm Höhe), sondern beeinflussen auch positiv unseren sogenannten Böschungswinkel. Zuvor haben wir wirklich oft an steilen Auf- oder Abfahrten mit unserer Trittstufe aufgesetzt. Das können wir jetzt durch das Aufpumpen der Luftbälge in den meisten Fällen verhindern.

Einkaufsliste • Wohnmobil Luftfederung nachrüsten

Natürlich ist es möglich die Luftfederung auf eigene Faust nachzurüsten. Wir empfehlen aber das Ganze wirklich nur selbst anzugehen, wenn du ein erfahrener Schrauber bist!

Wir haben uns für die zusätzliche Luftfederung „AirPremium“ mit Kompressor entschieden. Hier wird direkt alles im Set geliefert, was für den Einbau erforderlich ist. 

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Unsere Vorgehensweise beim Einbau • Luftfederung Wohnmobil nachrüsten

Hinweis: Die Beschreibung unserer Vorgehensweise erfolgt ohne jegliche Gewähr auf Vollständigkeit oder Richtigkeit. Wir können keinerlei Haftung für deinen Selbsteinbau übernehmen und empfehlen den Einbau auf eigene Faust ausschließlich für erfahrene Schrauber. Wir haben uns an der mitgelieferten Einbauanleitung orientiert und hatten Unterstützung durch einen erfahrenen KFZ-Mechaniker.

Schritt 1: Entfernen der Anschlagpuffer

Das Fahrzeug muss als erstes natürlich angehoben werden. Das kannst du mittels Wagenheber tun, komfortabler und sicherer ist natürlich das Arbeiten mit einer Grube oder einer entsprechenden Hebebühne. Hast du das Wohnmobil angehoben, kannst du mit dem Entfernen der Anschlagpuffer beginnen. Dazu drehst du diese komplett mit Teller aus dem Rahmen heraus. Wenn das Ganze wie in unserem Fall nicht so leicht von der Hand geht, da die Materialien im Laufe der Zeit oxidiert sind, kannst du vorsichtig mit Hammer* und Meißel* nachhelfen. Die freigewordene Gewindebohrung im Rahmen dient jetzt zur Befestigung des oberen Halters der Luftfederung. Losen Rost kannst du, bevor du weitermachst, mit einer Drahtbürste* entfernen.

Schritt 2: Markieren der Achsposition auf der Blattfeder

Auf der Gegenseite ist die Grundplatte mittels Federbeinen an der Achse befestigt. Diese müssen nun gelöst werden. Wichtig! Bevor du die Federbriden mit dem 22er Gabelringschlüssel* löst, solltest du die Position der Achse auf der Blattfeder anzeichnen.

Schritt 3: Montage des Luftbalges

Anschließend haben wir den Luftbalg entsprechend der Anleitung am Längsrahmen montiert. Hierzu muss der Luftbalg mit dem oben befindlichen Stehbolzen in die freigewordene Gewindebohrung eingeschraubt werden.

Achtung: Beim Festdrehen musst du unbedingt darauf achten, dass der untere Halter deckungsgleich mit dem Luftbalg ist und der Luftbalg, egal in welchem Betriebszustand, nicht an andere Fahrzeugteile scheuert! 

Den unteren Halter musst du deckungsgleich nach der Blattfeder ausrichten und mit den Muttern befestigen. Das geht am besten mit einem 13er Gabelringschlüssel*.

Schritt 4: Befestigung des Luftbalgs

Nun erfolgt die Befestigung des unteren Halters des Luftbalges an der Blattfeder mit den Federbriden. Um die Federbriden nach Vorgabe mit dem passenden Drehmoment festzuziehen, verwendest du an dieser Stelle den Drehmomentschlüssel* mit dem 22er Steckschlüsseleinsatz*. Du solltest hier nochmal die senkrechte Ausrichtung des Balges überprüfen.

Schritt 5: Einbauplatz für den Kompressor finden

Bevor du die Luftleitungen verlegst (Schritt 6), solltest du einen geeigneten Platz für den Kompressor finden. Gängige Einbauplätze sind unter anderem der Motorraum, in der Trittstufe hinter der Plastikverkleidung, unter dem Fahrersitz oder aber in verbauten Möbeln. Wir haben uns für den Einbau in der Trittstufe der Fahrerseite entschieden.

Schritt 6: Verlegen der Luftleitungen

Zum Anschließen der Luftleitungen schiebst du diese mit leichtem Druck in die Anschlussstücke des Kompressors oder der Luftbälge (um die Luftschläuche auf die passende Länge zu kürzen, haben wir ein Teppichmesser* verwendet). Anschließend befestigst du die Leitungen mit Kabelbindern* am Unterboden. Dabei empfiehlt es sich, die Leitungen dort zu verlegen, wo bereits andere Leitungen laufen

Achtung: Der TÜV akzeptiert in der Regel die Befestigung im Bereich der Bremsleitungen nicht, weswegen wir dir davon abraten die Luftschläuche dort zu befestigen.

Schritt 7: Einbau der Manometer

Die mitgelieferten Manometer sind dafür vorgesehen unter dem Lüfter für das linke Seitenfenster eingebaut zu werden. Hierfür werden in die Rückseite des Ablagefachs zwei Löcher gebohrt und die Manometer und der Schalter in die mitgelieferte Blende montiert. Anschließend musst du die Schläuche nach Anleitung an die Manometer anschließen. 

Schritt 8: Verkabelung Kompressor und Anschluss Batterie

In unserem Fall haben wir den Kompressor in der Trittstufe der Fahrerseite verbaut. Dort befindet sich hinter der Kunststoffverkleidung genügend Platz, um den Kompressor gemäß der beiliegenden Anleitung zu montieren. 

Da sich die Fahrzeugbatterie bei unserem Fiat Ducato direkt links unten im Fahrerfußraum befindet, ging der Anschluss an die Batterie leicht vonstatten. Die Stromversorgung führt von der Batterie zum Kompressor und zum Bediendisplay mit den Manometern und dem Ein-Aus-Schalter.

Schritt 9: Belastungstest & TÜV Abnahme

Nach erfolgreichem Anschluss aller Schläuche und Kabel kannst du zunächst selbst deine Leistung mit einem Belastungstest überprüfen, indem du die Bälge des Luftfahrwerks einmal auf max. 7 bar aufpumpen lässt. Hierbei hebt sich das Heck des Fahrzeugs gut 10 cm an. Wenn du sorgfältig gearbeitet hast, sollte das System in den nächsten Stunden keinen Druck verlieren! Möchtest du auf Nummer sicher gehen, kannst du die Dichtigkeit des Systems mit einem speziellen Leckfinder-Spray* überprüfen.

Wenn dein eigener „Belastungstest“ erfolgreich war, musst du das Ganze, inkl. Papieren, dem TÜV vorführen und das Luftfahrwerk eintragen lassen. Das ist in der Regel nicht teuer und hat bei unserem örtlichen TÜV ca. 50 € gekostet. Das Dokument vom TÜV solltest du immer bei deinem Fahrzeugschein mitführen und im Falle einer Kontrolle vorweisen können. Eine Berichtigung der Fahrzeugpapiere ist erst notwendig, wenn du das nächste Mal beim Straßenverkehrsamt bist.

Fazit • Luftfederung Wohnmobil nachrüsten

Klar, das Nachrüsten der Luftfederung im Wohnmobil ist mit knapp 750 € plus Werkstattkosten schon ein ganz schönes Invest. Unserer Meinung nach macht sich dieses aber spätestens bei der ersten Ruckelpiste durch eine Steigerung des Fahrkomforts und der Fahrstabilität bezahlt. Wie bereits erwähnt, war der absolute Gamechanger für uns die Möglichkeit der Nivellierung. Ganze 10 cm Höhenunterschied gewinnen wir hierdurch. Gerade wenn man einmal keine Ausgleichskeile dabei hat oder diese der Unauffälligkeit halber lieber eingepackt lassen möchte, ist es absolut praktisch, von der Fahrerkabine aus das Ganze je Seite individuell nivellieren zu können. Für uns hat sich der Einbau ab der ersten Fahrt bezahlt gemacht und wir möchten unsere Luftfederung nicht mehr missen. Von daher können wir jedem den Einbau uneingeschränkt empfehlen. 

Übrigens: Wir fahren inzwischen erfahrungsgemäß am komfortabelsten mit einem Druck von 2,5-3 bar, abhängig von Beladung und Straßenverhältnissen!

Co-Autoren Alex & Georg

Die Co-Autorin Alex und ihr Partner Georg leben seit 2022 mit Hund und Katze in ihrem selbst ausgebauten Van. Dabei sind sie immer auf der Jagd nach den schönsten Sonnenuntergängen und entdecken dabei die tollsten Flecken Erde auf unserem wunderschönen Planeten. Sie verbringen so viel Zeit wie möglich jenseits ihrer Heimat, um dabei Länder und Leute abseits touristischer Pfade echt und authentisch kennenzulernen. Ihre Reise und Erlebnisse kannst du auf Instagram unter @wander.tatze verfolgen.

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Miri & Micha

Miri und Micha stehen zusammen am Strand und lächeln in die Kamera. Im Hintergrund steht ihr Wohnmobil mit geöffneten Türen.

Mit unserem selbstausgebauten Van reisen wir um die Welt, sammeln Geschichten und Momente für Outdoornomaden, bewundern die großen und ganz kleinen Dinge, denen wir täglich begegnen. Im Van zu leben war immer unser großer Traum. 2020 haben wir unseren Mut zusammen genommen und uns unser Traumhaus auf vier Rädern gebaut. Zuhause ist nun, wo wir es parken. Wir glauben: Das Leben ist zu kurz für irgendwann. Und wer weiß schon was das Morgen bringen wird?

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