Die beiden Vollzeit-Vanmenschen Michelle & Jan haben wir das erste Mal in Portugal getroffen. Damals waren wir Platznachbarn auf einem kleinen, privaten Stellplatz in der Algarve. Später sind wir gemeinsam durch Nordspanien gereist. Ihr Van ist der wahrscheinlich praktischste Camper überhaupt, ein Platzwunder, von vorne bis hinten perfekt durchdacht. Die beiden haben ihren Citroën Jumper komplett selbst ausgebaut und teilen hier ihre besten Tipps mit uns.
Was sind die Vorteile eines Citroën Jumper? Wie kamen die beiden zum Vollzeit-Vanlife? Und was solltest du wissen, wenn du einen Citroën Jumper zum Camper ausbauen möchtest?
Die nackten Fakten vorweg
Ihr beide
- Michelle & Jan
- Auf Reisen zusammen seit: 2015
- Auf Langzeit-Reise im eigenen Van seit: 2019
- Zum Instagram Profil our.vanderlust
- Zum Blog our-vanderlust.de von Michelle & Jan
Euer Fahrzeug
- Marke, Modell, Motorisierung: Citroën Jumper L3H2, 116 kW / 158 PS, 3.500 kg zulässiges Gesamtgewicht, 6m lang
- Gesamtgewicht reisefertig: knapp 3.500 kg
- Baujahr: 2008
- Aktueller Kilometerstand: 205.487
Die Entscheidung
Wie kam es dazu, dass ihr in einen Van gezogen seid?
Durch Zufall entdeckte Jan auf YouTube Stories und Ausbau-Videos anderer Vanlifer und entwickelte immer mehr Interesse daran. Die Idee wuchs dann mit der Zeit und schon wurde das Projekt „Vanausbau“ gestartet. Anfangs war er nur für Urlaube und vielleicht für eine etwa dreimonatige Auszeit gedacht. Der Gedanke, damit aber auch länger zu verreisen, ließ nicht lange auf sich warten. So wurde aus einer anfangs kleineren Idee ein neuer Lebensstil. Wir entwickelten den Wunsch, mehr Zeit zum Leben zu haben und den normalen Arbeitsalltag hinter uns zu lassen.
Zu eurem Van
Warum gerade ein Citroën? Erzählt uns mal ein bisschen von eurem Camper.
Für uns war relativ schnell klar, dass unser Fahrzeug ein Fiat Ducato oder Citroën Jumper werden soll. Die Vorteile waren hierbei die Breite, dass man quer drin schlafen kann und dass die Karosserie verzinkt ist und das Fahrzeug somit kaum rostanfällig ist.
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Was war euch beim Ausbau, der Materialauswahl und eurer Raumaufteilung wichtig?
Generell war uns Langlebigkeit und Funktionalität bei allen Entscheidungen wichtig. Bei der Materialauswahl haben wir immer drauf geachtet, dass es qualitätsmäßig gute Sachen waren. In Sachen Holz haben wir uns aus Gewichts- und Stabilitätsgründen für Pappelsperrholz entschieden. Die Raumaufteilung stand für uns ziemlich schnell fest, da wir ein festes Bett und eine geräumige Küche haben wollten. Als wir uns dann noch für den Einbau eines Gurtbocks entschieden haben, war die Raumaufteilung entschieden.
Wie ist der Ausbau bei euch abgelaufen? Wer hatte welche Aufgabe? Habt ihr alles allein ausgebaut oder hattet ihr Hilfe?
Wir haben unseren Van mittlerweile zweimal ausgebaut. Beim ersten Mal haben wir den Ausbau immer am Wochenende gemacht, da wir in der Woche die typischen 40 Stunden gearbeitet haben. Da haben wir dann auch immer zusammen am Auto gewerkelt. Jan war da aber schon für die Elektrik verantwortlich und ich (Michelle) fürs Streichen. Das zweite Mal haben wir unseren Van während unserer Reisepause durch Corona ausgebaut. Da hat Jan eigentlich alles gemacht und Michelle hat hier und da unterstützt und sich um den Anstrich gekümmert. Der erste Ausbau hat sich über einen Zeitraum von 1,5 Jahren erstreckt. Das zweite Mal haben wir knapp fünf Monate gebastelt.
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Was war das Herausforderndste beim Ausbau?
Für uns war eine Herausforderung beim Ausbau, die Heizung selber einzubauen, da wir davor Respekt hatten. Da ging es schließlich darum, die Dieselleitung des Autos zu zerschneiden. 😀 Das lief bei uns auch nicht reibungslos ab, da wir das falsche Verbindungsstück hatten. Die Möbel und Wandverkleidung an die schiefen und krummen Wände eines Autos anzupassen, war für uns aber das Herausforderndste und wird auch einer der Gründe sein, unseren Van kein drittes Mal auszubauen. 😀
Was ist euer Lieblingsteil im Van? Über welchen Teil des Ausbaus eures Vans seid ihr besonders glücklich?
Unser Lieblingsteil im Van ist vermutlich unsere Küche mit all ihren Inhalten. Wir sind einfach stolz darauf, wie schön und praktisch sie geworden ist und lieben es dort neue Rezepte auszuprobieren.
Ihr reist Vollzeit in eurem Van: Wie habt ihr euren Ausbau speziell auf das Vollzeit-Vanlife ausgelegt?
Wir haben 300 Watt Solar auf dem Dach und eine 200 Ah Lithium-Batterie an Board, damit wir immer genug Strom haben, um autark zu stehen. Da wir auch beide als Freelancer arbeiten und auf eine stabile Internetverbindung angewiesen sind, haben wir zwei LTE-Antennen und einen Router verbaut. Um auch genügend Platz zum Arbeiten und Essen zu haben, war uns eine große Sitzecke wichtig und wir sind sehr froh, eine Trockentrenntoilette an Board zu haben. 🙂
Welche Tipps habt ihr für Menschen, die selbst einen Citroën Jumper ausbauen wollen?
Puh, gute Frage. 😀 So wirkliche Tipps haben wir nicht. Wir sind aber froh, dass wir einen Van fahren, der uns in bestimmten Situation auch einfach mal schnell von A nach B bringen kann.
Zu euch und eurer Reise
Ihr seid schon super lang im Van unterwegs. Erzählt mal ein bisschen von euren Erlebnissen. Was hat euch besonders geprägt?
Am Anfang hatte ich (Michelle) bestimmte Vorstellungen von Dingen, die wir uns auf jeden Fall ansehen müssen. Ich wollte alles sehen (alle 47 Länder Europas), wollte viele Städte besuchen und einige Touri-Attraktionen mitnehmen. So reisten wir anfangs sehr schnell und übernachteten eigentlich jeden Tag auf einem anderen Platz. Spätestens als wir im Balkan unterwegs waren und dann auch in Griechenland im Corona-Lock-Down festhingen, hab ich bemerkt und festgestellt, dass es mir nicht so wirklich viel bringt, gestresst unterwegs zu sein, um möglichst viele Dinge zu sehen.
Es ist viel mehr wert, einen Ort einfach mal etwas intensiver kennen zu lernen, sich auf Kulturen einzulassen und neue Menschen kennen zu lernen. Seitdem sind wir sehr viel langsamer unterwegs und genießen es, auch einfach mal an Tagen nichts zu machen, die Umgebungen besser und intensiver kennen zu lernen. Seitdem wir Felix haben, bleibt uns da auch Gott sei Dank nichts anderes mehr übrig. 😀
Wie habt ihr es geschafft, euch das Vanlife zu finanzieren?
Wir haben vor dem Starten unseres Lebens im Van beide Vollzeit gearbeitet und uns ein gutes Jahr im Voraus jeden Monat etwas zur Seite gelegt. So konnten wir den Ausbau stemmen und hatten auch ein Reisebudget für die erste Zeit. Wir haben uns dann aber auch zu Beginn des Vanlifes selbstständig gemacht und seitdem verdienen wir unser Geld on the road.
Könntet ihr euch vorstellen, je wieder in einer Stadt, in einer Wohnung und in einem normalen Job zu stecken?
Wir können uns schon vorstellen, irgendwann wieder in einer Wohnung zu leben, also irgendwo eine Base zu haben. Dabei wird die Wahl wohl eher nicht auf eine Stadt fallen, sondern eher auf einen etwas ruhigeren und naturnahen Ort. Dass wir irgendwann aber wieder in einem 40-Stunden-Büroalltag stecken, können wir uns nicht vorstellen. Dafür genießen wir unsere Freiheiten aktuell zu sehr. Aber mal sehen, wohin uns das Leben noch führt. 🙂
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