Mit einem selbstausgebauten Wohnmobil an einem See stehen oder einen Roadtrip durch Portugal machen. Das ist wohl der Traum eines jeden Campers. Doch schnell wird dieser Traum von der Realität eingeholt. Denn es wird einem auffallen, dass man ohne Strom keinen wirklich tollen Roadtrip genießen kann. Selbst mit einem externen Stromanschluss und einer Zweitbatterie bist du stets auf Campingplätze angewiesen. Wenn du wirklich autark stehen möchtest, dann kommst du nicht um eine Solaranlage drumherum. Wann eine Solaranlage für dich Sinn hat und wie auch du eine Solaranlage auf deinem Camper selbst montieren kannst, das erfährst du in diesem Artikel. 

Warum wir uns für eine Solaranlage entschieden haben

Eigentlich haben wir es bereits in der Einleitung schon beantwortet. Wir lieben den Gedanken, nicht immer auf einen Campingplatz mit Landstrom angewiesen zu sein. Autark an einem wunderschönen Stellplatz zu stehen und dennoch Strom zu haben, war einfach ein großer Wunsch von uns. Da wir viel von unterwegs arbeiten und daher sehr oft unsere Laptops brauchen, kommen wir um Solarenergie nicht herum. Sie sorgt einfach für mehr Unabhängigkeit und Flexibilität. Natürlich kommt es auch ein bisschen auf deine Art und Weise des Reisens an. Wenn du lediglich einen geringen Stromverbrauch hast, dann kannst du auch auf eine Solaranlage verzichten. Wenn du dagegen, so wie wir, deutlich mehr Strom benötigst und von unterwegs aus arbeiten möchtest, dann solltest du dir unbedingt eine Solaranlage für deinen Campervan zulegen. 

Bevor du dich entscheidest, welche Solaranlage du auf deinen Camper montieren möchtest, solltest du einmal deinen Stromverbrauch berechnen. Dann weißt du genau, welche Verbraucher wie viel Strom benötigen und welche Batterie und Soalrmodule dafür benötigst. Brauchst du dafür noch Tipps & Infos? Schau mal in diesen Artikeln?

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Einkaufsliste • Solaranlage auf dem Camper montieren

Monokristalline oder polykristlalline Solarzellen

fertig verschraubtes Solarpanel mit entsprechendem Spoiler

Nachdem wir geklärt hatten, wie viel Strom wir für den Ausbau unseres Campers benötigen, haben wir uns als nächstes mit diesem Thema auseinandergesetzt. Möchten wir monokristalline Module oder polykristalline Module auf unseren Camper montieren?

Monokristalline Solarzellen

Die Grundsubstanz der Solarzellen bildet Silizium. Wenn das Silizium geschmolzen und anschließend abgekühlt wird, dann entstehen Kristalle. Wenn diese monokristallin sind, bedeutet es, dass sie in den Außenbereichen eine identische Form aufweisen. Die Verbindungen, die entstanden sind, sind nahezu perfekt und leiten den elektrischen Strom besonders gut. Diese Tatsache führt dazu, dass die monokristallinen Solarzellen einen hohen Wirkungsgrad erreichen, da die Übergangswiderstände ebenfalls sehr gering sind. Die Herstellungskosten der monokristallinen Solarzellen sind etwas höher und aus diesem Grund kosten diese Module natürlich etwas mehr. 

Polykristalline Solarzellen

Bei diesen Solarzellen sind die Verbindung nicht so perfekt wie bei den monokristallinen Solarzellen. Die Kristalle, die dabei geformt wurden, sind nicht so einheitlich. Der Wirkungsgrad ist etwas niedriger als bei monokristallinen Solarzellen. Dies kann jedoch ausgeglichen werden, indem eine größere Fläche mit Solarmodulen ausgestattet wird. Da die Herstellung jedoch deutlich einfacher ist, sind die Produktionskosten nicht so hoch und dadurch sind polykristalline Solarmodule deutlich günstiger. Wir selbst haben uns für monokristalline Module entschieden, da wir auf dem Dach unseres Campers keine optimale Ausrichtung gewährleisten können. Weiterhin haben wir nur eine kleine Fläche zur Verfügung und durch den besseren Wirkungsgrad, können wir aus den monokristallinen Solarzellen mehr Strom gewinnen. 

Solaranlage auf dem Camper montieren • Installationsanleitung

Nachdem die theoretischen Grundlagen geklärt sind, kann es mit der Montage der Solaranlage weitergehen. Das ist natürlich nur unser persönliches Vorgehen gewesen. Solltest du andere Module haben, dann solltest du die jeweiligen Anleitungen lesen und die angegebenen Schritte einhalten. 

1. Geeignete Postion auf dem Dach finden • Solar auf dem Camper montieren

Blick auf's Dach unseres Campers

Nachdem wir die Solarmodule und Spoiler ausgepackt hatten, mussten wir uns erstmal Gedanken über die geeignete Position der Solaranlage auf dem Camperdach machen. Dadurch, dass wir bereits ein Dachfenster verbaut hatten, kam nicht mehr viel Platz in Frage. Wir haben alles einmal ausgemessen und geschaut, dass wirklich alles passt und keine bösen Überraschungen auf uns warten. 

2. Solarmodule an Spoiler verschrauben • Solar auf dem Camper montieren

Im nächsten Schritt haben wir die Spoiler und die Solarmodule auf den Boden gelegt und bereits damit begonnen, diese miteinander zu verbinden. Dazu mussten erstmal Löcher vorgebohrt werden, damit anschließend die Schrauben durchpassen. Das heißt, dass wir zuerst einmal durch das Plastik der Spoiler bohren mussten und anschließend durch das Metall der Solarpanele. Sobald wir damit fertig waren, haben wir die Spoiler und die Solarmodule miteinander verbunden. Dabei haben wir darauf geachtet, dass wir die Schrauben nicht zu fest anziehen, da wir Angst hatten, dass das Plastik eventuell kaputt geht. 

3. Lücken der Dachsicken auffüllen • Solar auf dem Camper montieren

Die Spoiler waren somit fertig vorbereitet. Jetzt hieß es für uns, die Lücken zwischen den Dachsicken mit Plastik aufzufüllen, damit wir letztlich mehr Klebefläche für die Spoiler hätten. In Videos und Erfahrungsberichten haben wir zwar gehört, dass die Flächen der Sicken theoretisch ausreichen würden um genügend Halt zu gewährleisten, aber irgendwie wollten wir auf Nummer sicher gehen. Als Lückenfüller haben wir übrigens Kunstoffbrettchen genutzt, welche die gewünschte Stärke hatten, damit alles auf einem Level ist. Da der Kunststoff dem der Spoiler ähnelt, hatten wir auch keine Sorgen, dass der Sikaflex Kleber nicht halten würde. Solltest du bei deinem Camper ähnliche Probleme haben, dann musst du selbst abwägen, ob du die Lücken auf deinem Dach füllen möchtest oder es einfach dabei belässt. 

Im nächsten Schritt haben wir dann die Kunststoffbrettchen auf das Dach aufgeklebt. Dabei ist es wichtig, dass du die Datenblätter deines Klebstoffes gründlich durchliest. Wir haben den Sikaflex 252 verwendet und mussten daher die Klebestellen mit Activator und Primer vorbehandeln. Damit sich die Komponenten noch besser mit dem Kunstoff und dem Karosseriedach verbinden, haben wir die Stellen leicht mit Schleifpapier angeraut. Bevor du mit Activator und Primer beginnst, solltest du keinesfalls vergessen, die Flächen gründlich zu entfetten. Dazu haben wir dann wieder unseren bewährten Silikonentferner genutzt. Nachdem wir alle Stellen nach Anweisung der Datenblätter mit Activator und Primer vorbehandelt hatten, haben wir im Anschluss den Sikaflex 252 auf die Brettchen geklebt und diese auf dem Dach angebracht.  

Moment mal, was sind eigentlich Activator und Primer? 

Vorbehandlung mit Primer und Aktivator

Der Activator ist eigentlich eine Art Reinigungsmittel, Entfetter und Haftverbesserer in einem. Diese farblose Flüssigkeit kannst du zum Vorbehandeln mit einem fesselfreien Tuch auftragen. Ein Primer dient ebenfalls zur Haftverbesserung. Dieser hat jedoch einen erhöhten Feststoffgehalt und gleicht dadurch Unebenheiten und Poren aus. Das sorgt für eine größere Haftfläche und somit wird die spätere Verbindung deutlich stärker.  

4. Solarmodule mit den Spoilern auf dem Camper montieren

Jetzt geht es ans Eingemachte. Nachdem die Lücken gefüllt sind, beginnen wir damit, die Spoiler und die Klebestellen auf dem Karosseriedach vorzubehandeln. Dabei gehen wir genauso vor wie bei der Vorbehandlung der Kunststoffbrettchen. 

Zuerst rauen wir wieder die jeweiligen Flächen mit Schleifpapier an. Dann haben wir mit Presto Silikonentferner alles gründlich entfettet, damit die Haftung nicht behindert wird. Im nächsten Schritt geht es dann an den Activator und den Primer. Hier haben wir uns strikt an die Vorgaben der Datenblätter gehalten. Die Einwirkzeiten variieren stark von Produkt zu Produkt und hinzu kommen die unterschiedlichen Temperaturen. Generell solltest du darauf achten, dass es nicht zu kalt ist, wenn du deine Solaranlage auf dem Camper anbringen möchtest. Im letzten Schritt haben wir die Solaranlage mit Steinen beschwert und haben den Camper für ungefähr eine Woche nicht bewegt. Einfach um auf Nummer sicher zu gehen, dass wir keine Fehler bei der Montage gemacht haben und der Sikaflex genug Zeit hatte eine Bindung einzugehen. 

5. Dachdurchführung der Solarkabel • Solar auf dem Camper montieren

Dachdurchführung Solaranlage

Die Spoiler und die Solarmodule sind bereits angebracht. Jetzt mussten wir nur noch die Dachdurchführung für die Kabel auf dem Camperdach anbringen und zwei kleine Löcher für die Kabel in die Karosserie bohren. Dieser Schritt geht eigentlich ziemlich fix. Nachdem wir die geeignete Stelle gefunden hatten, haben wir an die gewünschte Stelle zwei Löcher gebohrt. Im Anschluss haben wir beide mit dem Dremel etwas „entschärft“ und mit Rostschutzgrundierung nachbehandelt. 

Im weiteren Vorgehen haben wir die Stellen mit Silikonentferner entfettet und alles für das finale Anbringen vorbereitet. Da wir die Dachdurchführung nicht unlösbar mit der Karosserie verbinden wollten, haben wir den Sikaflex 221 genutzt. Dieser haftet und dichtet zwar ebenfalls sehr gut, aber ist nicht so stark wie der Sikaflex 252. Sobald wir diesen Schritt hinter uns gebracht hatten, mussten wir nur noch einen kleinen Stein zum Beschweren auf die Durchführung legen und haben alles zwei Tage lang nicht angerührt. Auch knapp 4000 Kilometer später hält die Dachdurchführung noch super! 

6. Der Solarladeregler im Camper • Solaranlage montieren

Solarladeregler

Diesen Schritt kannst du natürlich auch an einem anderen Zeitpunkt umsetzen. Wir haben den Solarladeregler beispielsweise angebracht, bevor wir die Solaranlage auf das Dach montiert haben. Wir haben einen eigenen Elektronikbereich oberhalb des linken Radkastens gebaut und haben dort den Solarladeregler angebaut. Bei uns war das ziemlich einfach. Wir haben lediglich darauf geachtet, dass die Kabel, welche von der Solaranlage durch die Dachführung gehen, nicht noch 1000 Extrawege einlegen müssen. Sondern, dass sie auf dem kürzesten Weg angeschlossen werden können. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Nähe zur Batterie. Der Weg sollte möglichst kurz sein. 

Welchen Solarladeregler brauche ich? Schau mal in unserem Artikel zum Solarinstallation!

7. Anschließen der Solaranlage • Solaranlage installieren

Im finalen Schritt haben wir die durchgeführten Solarkabel noch an den Solarladeregler angeschlossen. Wie genau du das machen musst und welche Tipps wir für dich haben, dass erfährst du im nachfolgenden Artikel:

  • Solaranlage auf dem Camper – So geht dir nie wieder der Strom im Camper aus!

Unser Fazit zur Montage der Solaranlage auf dem Camper  

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Rückblickend fanden wir das Montieren der Solaranlage auf unserem Camper gar nicht so schlimm. Wichtig ist nur, dass du wirklich gründlich vorgehst und dir beim Kleben der Solarspoiler die Datenblätter deiner Klebstoffe gut durchliest. Das Gefühl, die Solaranlage auf der Autobahn zu verlieren, wäre bestimmt nicht so toll. Wenn du jedoch gründlich vorgehst, dann wird eine Solaranlage auf deinem Camperdach dein zukünftiges „Vanlife“ deutlich bereichern.

Mittlerweile sind wir seit vier Wochen mit unserem selbstausgebauten Camper unterwegs und auch nach 4000 Kilometern hält unsere Solaranlage top. Auch wenn wir erst seit kurzem auf unserem Roadtrip befinden, können wir es uns doch gar nicht mehr ohne eine Solaranlage vorstellen! 

Literaturtipps zum Thema Kastenwagen Ausbau

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1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort

  • Hallo,
    ich habe zur Montage meiner Solarpanele auf dem Ducato nach etwas gesucht, womit ich die Sicken im Dach auffüllen kann. Dabe bin ich über eure Seite gestolpert.
    Danke für das Teilen eurer Erfahrungen und die tolle Idee mit dem Brettchen aus Kunsstoff.
    So etwas habe ich gesucht. Habe mir mangels Brettchen einfach Kunsstoffzuschnitte im Netzt bestellt und werde damit die Sicken auffüllen.

    Dankeschön und allzeit gute Fahrt

    Antworten

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